Monday, October 16, 2006

"Amerikaner sind...



Oberflächlich, ungebildet, haben keine Kultur, essen nur Fastfood und dies grundsätzlich nur mit Plastikgeschirr, sind dick, patriotisch, lachen zu laut über eigene Witze und haben keine Kultur."
Das ist der Stereotyp eines Amerikaners des 21.Jahrhunderts und man begegnet ihm überall egal ob im Fernsehen oder als Tourist in Pisa.
Nachdem nun 2 Wochen lang eine amerikanische Austauschschülerin bei mir gewohnt hat, über fiel mich das riesige Bedürfnis mal selbst ein paar Worte zu diesem Völkchen zu schreiben das jetzt die 300 Millionen Einwohner erreicht hat.
Katelin aus Alabama Tuscaloosa war mein erster wahrer Kontakt mit Amerika denn wie wir alle wissen- New York ist nicht Amerika! - und Los Angeles zählt auch nicht wirklich.
Tuscaloosa ist ein kleines Städtchen im Nirgendwo und ist mit ca.80 000 Einwohner so groß wie die von mir heiß und innig geliebte Unistadt Tübingen doch der wichtige Unterschied zwischen den beiden ist das in Tübingen Leben herrscht während Tuscaloosa einem verschlafenen kleinen Alpendörfchen gleicht.
Die Jugendlichen gehen jeden Tag zur Schule, halten sich schön und brav an die Gruppentrennung machen ihren Abschluss und gehen dann auf die University of Alabama.
Nun dürfen jedes Jahr aber so an die 40 Schüler unser "sauerkrautessendes, biertrinkendes, unrasiertes, blond und blauäugiges Nazideutschland" besuchen.
Für die meisten begann das große Abenteuer schon mit dem Flug da noch niemand außerhalb der USA war, und viele noch nicht einmal ein Flugzeug betreten hatten, denn egal wie viel Geld man hat, 90% bevorzugen ihren eigenen Strand und die restlichen 10 gehen nach Florida.
Nachdem dann kurz der Nordatlantik überquert wurde kam schon der zweite Schock.
Die sehen ja aus wie wir (Aus einer Gruppe von 30 Deutschen sind gerade mal 10 blond und noch weniger blauäugig)
In einem Punkt haben wir ihr Deutschlandbild aber nicht zerstört- im Bier trinken.
Am Sonntagabend war wie der Zufall es wollte der letzte Wasentag und nachdem wir ihnen klar gemacht haben, dass das „octoberfest“ in Munich ist stürmten wir auch schon Grandl’s Zelt.
Es ist ja aber mal so das man Übersee zwar mit 16 Autofahren aber erst mit 21 trinken darf und so wurde der Wasen mit ein paar sehr glücklichen aber stark angetrunkenen Amis beendet.(Naja OK, ganz so klar denken konnten wir auch nicht mehr)
Juhu es ist wirklich nicht so viel anders war bestimmt bei vielen der Gedanke, der umgefähr bis zum Mittagessen am nächsten Tag hielt, denn statt Sauerkraut steht entweder italienisches, oder chinesisches, oder französisches Essen auf dem Tisch und wenn überhaupt dann gab es hier und da mal Maultaschen und Spätzle.
Beim Fußballspiel VFB Stuttgart gegen Bayern Leverkusen ( war Programmpunkt und man musste somit mit[3:0 war aber trotzdem ein gutes Gefühl]) spendierten wir ihnen aber am Ende doch eine Bratwurst.

Bis jetzt habe ich aber nur von der amerikanischen Sichtweise über uns geredet und nun wollen wir den Spieß einmal umdrehen.
Also fett sind diejenigen die am Austausch teilgenommen haben überhaupt nicht
(Ganz im Gegenteil lässt meine Katelin mit Größe 32 Kate Moss dick aussehen.)
aber etwas anderes als Fastfood essen sie wirklich nicht.
McDonalds ist unsere tägliche Anlaufstelle, auch wenn ich davor immer noch einen Abstecher zur Nordsee für ein Räucherlachsvollkornbrot mache
(man deckt sich nicht mit Gant ein um dann zuzunehmen),
und wenn dies mal nicht gehen sollte gibt es Pizza, aber nur American Pizza von Wagner den die italienische schmeckt den meisten nicht, oder chicken and rice.Und ja wir fragen uns immer noch ob es an de guten Genen oder an täglichen Diätspillen liegt.
Ganz ungebildet sind sie dann doch nicht, aber nur solange es sich um ihr Land dreht.
Amerikanische Geschichte TOP amerikanische Geografie TOP, europäische Kultur FLOP.
(ich möchte nochmals daran erinnern das wir nicht von Schülern einer Privatschule reden und auch nicht von Großstädtern)
Bei unserm Tagesausflug nach Straßburg wurde dieses niedliche kleine elsässische Städtchen doch tatsächlich mit Paris!!!!!! verwechselt und auf die Frage nach Nordkorea kam auch nicht mehr als ein Schulterzucken.
Was uns alle aber am meisten erstaunt hat war der Gruppenzwang.
Das beste Beispiel dafür ist das Haareglätten- alle tun es also auch diejenigen die glattes Jahr haben und wenn man sie nach dem Sinn fragt bekommt man ein unschuldiges Lächeln und ei „Well I’m not sure but I guess...“- und auch in ihrer Kleidung sehen sich die Mädchen aller recht ähnlich aus . Einfache Jeans, darüber ein T-shirt der Schule und eine NorthFace Jacke sind so der Standart (natürlich haben auch fast alle die gleichen Taschen aber das kennen wir hier mit George,Gina & Lucy oder Polo RL ja genauso) und jeder der einmal ein bisschen zu schwarz daher kommt wird als Goth abgestempelt.
Die Zeit und das Geld, das Amigirls nicht in ihre Kleidung investieren nimmt man dafür für das Makeup und die Haare.
3 verschiedene Puder ,4 verschiedene Haarsprays, 2 Glätteeisen und eine Palette von Eyeshadows gehören zur Grundausstattung und falls man Abends in eine Disko geht können es ruhig ein paar Tonnen mehr sein.

Was wir Deutschen vom Hinautausch mitnehmen ist die Erkenntnis, dass Amerikaner nicht viel lauter lachen als wir,total offen(wenn auch nicht für Neues) und freundlich sind,die gleichen Filme und Bücher mögen, bei Jungs recht ähnliche Ansprüche haben, sie Schule ab und zu genauso ankotzt und dass shopping auf der ganzen Welt geliebt wird.
Die Amerikaner werden ihre Vorstellung von Deutschen auch ein bisschen korrigieren aber ob sie viel von Europa mitnehmen werden- da bin ich mir nicht wirklich sicher.

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